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Gedenkpolitik als Imagepolitik. Die Kohl-Regierung und das `Holocaust-Denkmal´

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Die Studie geht der Frage nach, warum die Bundesregierung unter Helmut Kohl das Projekt eines nationalen Denkmals für die ermordeten Juden unterstützte, obwohl sie doch gleichzeitig mit der Neuen Wache die Tradition des unterschiedslosen Gedenkens an die deutschen Opfer und die Opfer deutscher Verbrechen fortschrieb. Verbarg sich dahinter ein plötzlicher Strategiewechsel oder ein Gesinnungswandel des Bundeskanzlers?

Die Untersuchung basiert auf der Auswertung deklassifizierter Akten des Bundeskanzleramtes und des Bundesinnenministeriums aus den Jahren 1988 bis 1995, in denen die Bundesregierung, der Berliner Senat und der private Förderkreis um Lea Rosh die Eckpunkte eines Denkmalprojekts für die jüdischen Opfer festlegten. Aufgrund fehlenden Zugangs zu den Quellen blieb die Gründungsphase des Vorhabens bisher weitgehend unerforscht.

Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass die Bundesregierung „in search of a usable past“ eine Doppelstrategie verfolgte. Mit der Umgestaltung der Neuen Wache versuchte sie dem Geschichtsbild ihrer nationalkonservativen Klientel entgegenzukommen und vollzog einen Rückfall in die fünfziger Jahre. Auf der anderen Seite gab sie mit der Errichtung des „Holocaust-Denkmals“ dem Druck der starken, nicht zuletzt der amerikanischen Lobby für das Rosh-Projekt in der Absicht nach, das Ausland zu beeindrucken. Gedenkpolitik war für Kohl, so das Ergebnis des Aufsatzes, Imagepolitik. Seine Unterstützung für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas war keine Korrektur, sondern eine Konzession.

 

Veröffentlichung: Volker Wild und Jan Ferdinand: Gedenkpolitik als Imagepolitik. Die Kohl-Regierung und das „Holocaust-Denkmal“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 64 (2016) 11, pp. 968-982. Der Volltext ist hier abrufbar.

 

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